Das Schulfach Informatik wird zunehmend zum festen Bestandteil der Schullaufbahn an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. Das ist das Fazit des Informatik-Monitors 2025/26, herausgegeben von der Gesellschaft für Informatik e.V., dem Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung.

Nur in Berlin, Brandenburg und Hessen wird es absehbar kein Pflichtfach Informatik geben. Große Unterschiede bestehen beim Umfang des Pflichtfachs in den Klassen 5 bis 10 und bei den Belegungsquoten in der Oberstufe.

Jedes Jahr untersucht der Informatik-Monitor, wie es um den Informatikunterricht in Deutschland steht. Wichtigstes Ergebnis: In den meisten Bundesländern werden Kindern zukünftig grundlegende informatische Kompetenzen vermittelt. Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 erhalten Schülerinnen und Schüler auch in Hamburg verpflichtenden Informatikunterricht. Damit haben zehn Bundesländer Informatik als Pflichtfach an allen weiterführenden Schulformen eingeführt. Vor fünf Jahren waren es noch vier Bundesländer. Sachsen-Anhalt geht einen Sonderweg und führt das Pflichtfach an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen ein, aber nicht an Gymnasien. Im folgenden Schuljahr werden Bremen und ab 2028/29 Rheinland-Pfalz das Pflichtfach Informatik einführen. Damit setzt sich insgesamt ein positiver Trend fort. Bei den Schlusslichtern Berlin, Brandenburg und Hessen gibt es nach wie vor keine Planungen für die Einführung des Pflichtfachs.

Wochenstunden: Nur drei Bundesländer folgen der Empfehlung der SWK

Ein Blick auf den Umfang der Wochenstunden ergibt ebenfalls ein differenziertes Bild zwischen den Bundesländern. Die Ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) empfiehlt sechs Wochenstunden Informatikunterricht – also beispielsweise eine Stunde von der fünften bis zur zehnten Klasse – für eine fundierte informatische Grundbildung. Nur Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und das Saarland entsprechen dieser Empfehlung. Immerhin: Baden-Württemberg hat ab diesem Schuljahr den Informatikunterricht von einer Stunde auf vier Stunden ausgebaut.

GI-Präsidentin Christine Regitz: „Zeitgemäßer und diverser Informatikunterricht erreicht alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen, nicht nur eine Gruppe von meist männlichen Interessierten. Besonders für Mädchen ist das Pflichtfach von immenser Bedeutung, um Vorurteile abzubauen und Chancengerechtigkeit herzustellen.“

Horst Nasko, Vorstand der Heinz Nixdorf Stiftung: „Die Fachkräfteengpässe in Informatik sind dramatisch. Für mehr Nachwuchs braucht es mehr Informatik-Unterricht an Schulen, der auf Studium oder Berufsausbildung vorbereitet und begeistert. Es ist deshalb wichtig, dass Informatik als Pflichtfach in allen Bundesländern entlang der gesamten Schullaufbahn und an allen Schularten unterrichtet wird.“

Volker Meyer-Guckel, Generalsekretär des Stifterverbandes: „Informatische Bildung ist nicht nur eine Zukunftskompetenz. Schon heute zeigt sich, dass ohne die entsprechenden Kompetenzen berufliche und gesellschaftliche Chancen, wirtschaftliche Entwicklung und die Sicherheit unseres Landes gefährdet sind. Es ist gut, dass immer mehr Bundesländer das erkennen und das Pflichtfach Informatik stärken. Der Informatik-Monitor sendet deshalb auch ein deutliches Signal an jene Bundesländer, die das noch nicht ausreichend tun.“

Oberstufe: Informatik hinkt den Naturwissenschaften hinterher

Die grundlegenden digitalen und informatischen Kompetenzen können in der Kursphase der gymnasialen Oberstufe vertieft und erweitert werden. Bundesweit haben im Schuljahr 2023/24 aber nur 16 Prozent der Jugendlichen Informatikkurse belegt; die Belegungsquote liegt weit hinter jener der naturwissenschaftlichen Fächer Physik und Chemie (jeweils 38 Prozent) oder Biologie (78 Prozent). Eine zentrale Ursache dafür liegt in der strukturellen Benachteiligung der Informatik innerhalb des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfelds: In der Oberstufe ist laut Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) lediglich eine Naturwissenschaft verpflichtend zu belegen – das Fach Informatik kann darüber hinaus nur zusätzlich angeboten und belegt werden.

Die Belegungsquoten für Informatik variieren stark zwischen den Bundesländern und zwischen Jungen und Mädchen: In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen belegt mehr als jeder zweite Schüler und knapp jede dritte Schülerin Informatik. In Thüringen und Rheinland-Pfalz knapp jeder zweite Junge und knapp jedes vierte (Thüringen) und fünfte Mädchen (Rheinland- Pfalz). In Hessen, Niedersachsen oder Bremen sind es hingegen etwa jeder sechste Junge und nur noch eines von 25 Mädchen.

Pflichtfach Informatik flächendeckend einführen und in der Oberstufe stärken

Eine weitere Hürde ist der Mangel an qualifizierten Informatiklehrkräften. Es braucht attraktive Einstiegsmöglichkeiten in das Informatiklehramt, Weiterqualifizierungsmaßnahmen bestehender Lehrkräfte und Anpassungen in den Stundentafeln, die über eine Erhöhung der Gesamtstundenzahl hinausgehen. Die KMK sollte den Empfehlungen der SWK folgen und das Fach Informatik mit sechs Wochenstunden in den Kanon der verbindlichen Fächer der Sekundarstufe I aufnehmen. Zudem muss das Fach Informatik in der gymnasialen Oberstufe gestärkt werden, wie die Analysen zum diesjährigen Themenschwerpunkt des Informatik-Monitors zeigen. Damit geht eine klare Forderung an die KMK einher: Das Fach Informatik sollte endlich bei der Belegung und als Prüfungsfach den Naturwissenschaften gleichgestellt werden.

Den Informatik-Monitor mit der Übersicht zum Pflichtfach in der Sekundarstufe I, zu Belegungsquoten und -möglichkeiten in der Oberstufe sowie alle wichtigen Ergebnisse und Kennzahlen finden Sie hier.

Ansprechpartner: Stifterverband