Deutschland steht vor der Herausforderung, seine Bildungseinrichtungen an die digitalen Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Der Digitalpakt Schule, eine Initiative von Bund und Ländern, wurde ins Leben gerufen, um diesen Transformationsprozess zu unterstützen. Während die Investitionen in Technologie und Infrastruktur ein wesentlicher Bestandteil sind, betont Bildungsexperte Jürgen Böhm im Interview die Notwendigkeit, die pädagogischen Aspekte der Digitalisierung in den Vordergrund zu stellen.

Böhm, ehemaliger Schulleiter und Vizepräsident des Deutschen Lehrerverbands, diskutiert nicht nur die bisherigen Erfolge und Herausforderungen des Pakts, sondern auch die Vision für einen nachhaltigen Bildungswandel, bei dem Technologie und Pädagogik Hand in Hand gehen.

Jürgen Böhm im Interview mit unserem Redakteur Roman Eisner

Jürgen Böhm: Der Digitalpakt war ein richtiger erster Schritt und ein Befreiungsschlag. Aber die Beantragung der Mittel hätte anders geregelt werden müssen, die Bundesländer hatten einige Anlaufschwierigkeiten. Deswegen hat es in manchen Ländern ein bis zwei Jahre gebraucht, bis die Mittel abgerufen wurden. In Hessen zum Beispiel flossen im ersten Jahr null Euro.

Böhm: Die digitale Ausstattung der Schulen war davor schon sehr unterschiedlich. Die Schulen, die sich vor dem Pakt schon auf den Weg zur Digitalisierung gemacht haben, waren im Vorteil: Sie hatten bereits Konzepte und Medienentwicklungspläne, die sie dann schnell einreichen konnten. Für Schulen mit weniger Ressourcen muss der bürokratische Aufwand reduziert werden. Viele Schulen haben aber auch Nullachtfünfzehn-Pläne eingereicht. Schulen hätten gelungene Konzepte untereinander austauschen können. Ob für die Verteilung der Gelder der Königsteiner Schlüssel oder die tatsächlichen Bedarfe der Schulen maßgeblich sein sollten, darüber kann man streiten.

Böhm: Es wäre sinnvoller, die Mittel zuerst an die Bundesländer zu verteilen, die die Gelder dann wiederum an ihre Schulen weitergeben. Viele Schulen sind in der Trägerschaft von Landkreisen und Kommunen und die Bundesländer haben den besseren Blick auf ihre Schulen haben.

Böhm: Das wird schwierig. In Bayern sagt man: „Wer zahlt, schafft an“, und so wird es der Bund auch sehen. Aber es gibt Möglichkeiten, das Prozedere zu vereinfachen, zum Beispiel, indem mehrere Schulen zusammen oder Landkreise für all ihre Schulen einen gemeinsamen Antrag einreichen. Das Verfahren würde sich damit beschleunigen und die Schulen wären entlastet.

Böhm: Die IT-Aufgaben an den Schulen müssen anders strukturiert werden, sodass die Lehrkräfte entlastet werden. Jedes mittelständische Unternehmen mit ein paar Mitarbeitern hat einen eigenen Systemadministrator. Schulen brauchen das auch: Fachkräfte, die sich einzig und allein um die IT-Infrastruktur, die Wartung und technische Begleitung kümmern. Es kann nicht sein, dass der Mathematiklehrer gleichzeitig noch als IT-Administrator tätig ist. Die Digitalisierung steht und fällt nicht mit der Anzahl der verfügbaren Endgeräte, sondern mit der professionellen Strukturierung und Wartung der IT. Ich war selbst IT-Administrator an meiner früheren Schule und weiß, wie viel Zeit man in diese Aufgabe stecken muss. Auch angesichts des Fachkräftemangels können wir uns keine Lehrkraft leisten, die unter dem Tisch liegt und Kabel zusammensteckt.

Böhm: Es gibt Lehrer, die sind bereits hervorragend ausgebildet in digitalem Unterrichten, andere haben Nachholbedarf. Deswegen brauchen die Schulen Freiräume, damit sich die Lehrkräfte fortbilden, miteinander austauschen und die digitale Möglichkeiten austesten können. Das geht nicht nebenbei in digitalen Workshops am Wochenende. Für diese Fortbildungen braucht es finanzielle Mittel. Ideal wären Fortbildungstage während der Dienstzeit die so organisiert sind, dass kein Unterricht ausfällt. Es bringt nichts, jetzt irgendwelche Großprogramme für Fortbildungen auszukippen, sondern die finanziellen Mittel für diese Programme müssen den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Und es braucht kluge Formate, ob tägliche schulinterne Mini-Fortbildungen, der klassische Fortbildungstag oder dezentrale Fortbildungen. Ich wünsche mir eine Vielfalt an Fortbildungsformaten, bei der die Schulen vor Ort entscheiden, welche für sie am besten passen.

Böhm: Die Fortbildungen müssen bei der pädagogischen Anwendbarkeit im Unterricht ansetzen. Es geht um die Nutzung von digitalen Plattformen, um die Anpassung von Aufgabenstellungen, um die Umstrukturierung von Unterricht, der kollaborativer werden muss. Wichtig ist: Es gibt keine digitale Bildung, sondern nur Bildung mit digitalen Medien –  das meint mehr als Videokonferenzen oder das Hin- und Herschieben von Pdfs.

Böhm: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss der Pädagogik und dem Kompetenzerwerb dienen. Es geht nicht nur um das Vermitteln von IT-Grundkenntnissen oder Tastaturschreiben. Schülerinnen und Schüler müssen begreifen, was vor sich geht: Was machen die digitalen Medien mit mir? Welche Chancen und Gefahren bestehen im Umgang mit diesen Medien?

Böhm: Informatik ist nur ein Teil dessen, was man braucht. Lernende müssen wissen, wie man programmiert, wie Datenströme zustande kommen und genutzt werden. Informatik ist mir aber zu eng gefasst. Digitale Aufklärung als ganzheitliches Unterrichtsfach wäre passender. Natürlich bleibt es auch eine Querschnittsaufgabe aller Unterrichtsfächer, digitale Kompetenzen zu vermitteln. Ich kann keinen modernen Geschichtsunterricht machen, ohne digitale Medien und Quellen zu nutzen.

Böhm: Die Aufgabe der Lehrkräfte bleibt gleich. Sie werden aber weniger referieren, sondern mehr moderieren. Die Digitalisierung macht es einfacher, in Kleingruppen zu arbeiten und zu differenzieren – nicht nur bezüglich der Leistung, sondern auch der Themen. Digitale Anwendungen erleichtern die Zusammenführung und Präsentation von Ergebnissen. Unterricht kann in einem Klassenzimmer stattfinden, aber auch zwischen mehreren Klassenzimmern oder im Austausch mit einem externen Lernort. Auch Hausaufgaben werden bleiben, nur in einer anderen Form. Wenn ich mir bei ChatGPT die Antworten auf viele Fragen ausspucken lassen kann, wird in Zukunft eher die Bewertung und Verarbeitung von Informationen im Mittelpunkt stehen.

Böhm: Ja, wir müssen Lernräume der Zukunft gestalten. Viele Schulgebäude sind einfach grauenhaft. Die Klassenräume sind zu klein und nicht flexibel genug, um Gruppenarbeiten zu ermöglichen. Auch die Stuhl- und Tischhöhe sollten nicht starr sein, ein 1,90 Meter großer Abiturient fühlt sich bei kleinem Mobiliar nicht wohl. Man braucht auch Rückzugsräume, etwa für Ganztagsangebote. Übrigens lassen sich auch Lehrerfortbildungen zur Digitalisierung besser in großzügigen, flexibel einteilbaren Räumen umsetzen als in überfüllten Lehrerzimmern, wo nicht mal jede Lehrkraft einen eigenen Sitzplatz hat. Neue, digital unterstütze Arbeits- und Kollaborationsformen müssen sich auch in den Schulgebäuden widerspiegeln.

Böhm: Ja, wir müssen auf die Tube drücken. Die technische Ausstattung ist durch den ersten Digitalpakt angekommen. Jetzt müssen wir mit den Mitteln des zweiten Paktes die Umsetzungsphase zünden. Angesichts der aktuellen politischen Herausforderungen – Energiekrise, Inflation und Ukrainekrieg – habe ich aber Sorgen, ob die Politik den Digitalpakt 2.0 wie geplant umsetzen und finanzieren wird. In den Budgetverteilungskämpfen der großen Politik fällt die Bildung teilweise hinten runter. Der Politik muss deshalb klargemacht werden, wie dringlich der neue Pakt ist. Wir dürfen die Digitalisierung nicht verschlafen. Jeder Tag, an dem wir nicht über die Umsetzung des Digitalpakts reden, ist ein verlorener Tag.

Jürgen Böhm ist ehemaliger Schulleiter einer Realschule und war Vorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer und Vizepräsident des Deutschen Lehrerverbands. Seit Juli 2023 ist er Staatssekretär im Kultusministerium von Sachsen-Anhalt.

Foto: © Marco Urban

Was ist der Digitalpakt Schule?

Der „DigitalPakt Schule“ ist eine Initiative der deutschen Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Bundesländern, um die digitale Ausstattung an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland zu verbessern. Der Pakt wurde eingeführt, um den Bildungssektor an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anzupassen und Schülerinnen und Schüler optimal auf das digitale Zeitalter vorzubereiten.

Einige Schlüsselaspekte und Ziele des DigitalPakts Schule:

1. Finanzierung: Über einen Zeitraum von fünf Jahren (2019 bis 2024) stellt der Bund insgesamt 5 Milliarden Euro bereit, um die Schulen digital besser auszustatten. Die Länder steuern einen Eigenanteil bei, der sich nach dem Königsteiner Schlüssel richtet.

2. Infrastruktur: Der Schwerpunkt liegt auf der Schaffung einer leistungsfähigen schulischen Infrastruktur. Das beinhaltet schnelles Internet, WLAN in allen Räumen, digitale Arbeitsgeräte und moderne Anzeigegeräte.

3. Fortbildungen: Ein weiterer Bestandteil des Pakts ist die Fortbildung von Lehrkräften, damit diese in der Lage sind, die neuen digitalen Tools effektiv im Unterricht einzusetzen und digitale Kompetenzen zu vermitteln.

4. Pädagogisches Konzept: Es geht nicht nur um die technische Ausstattung. Schulen sollen auch pädagogische Konzepte entwickeln, wie sie digitale Medien sinnvoll im Unterricht integrieren können.

5. Förderrichtlinien: Die genaue Verwendung der Mittel richtet sich nach individuellen Förderrichtlinien der Bundesländer.

Die Einführung des DigitalPakts war nicht ohne Kontroversen. Während viele die Initiative begrüßen und als längst überfällig ansehen, gab es auch Bedenken hinsichtlich der Umsetzung, der nachhaltigen Finanzierung und darüber, wie gut Schulen tatsächlich auf die digitale Transformation vorbereitet sind.

Zusammengefasst ist der DigitalPakt Schule ein ambitioniertes Vorhaben, um die Digitalisierung des Bildungswesens in Deutschland voranzutreiben und Schülerinnen und Schüler besser auf die digitale Zukunft vorzubereiten.

Eckdaten: Digitalpakt Schule

  • Laufzeit: von 2019 bis 2024

  • Fördergelder: insgesamt 7,15 Milliarden Euro

  • Ziele: digitale Infrastruktur, IT-Ausstattung, digitale Endgeräte

  • Mittelabruf bis 31. Dezember 2022: 2 Milliarden Euro ausgegeben; 4,1 Milliarden Euro bereits bewilligt, aber noch nicht ausbezahlt

  • Investitionsprogramm des Bundes, administrative Umsetzung durch Bundesländer

  • Verteilung der Gelder auf Bundesländer nach Königsteiner Schlüssel: zu zwei Dritteln nach dem Steueraufkommen, zu einem Drittel nach Bevölkerungszahl

  • Ablauf: Schulen entwickeln Medienentwicklungsplan → Schulträger stellt Antrag an Bundesland → Bundesland prüft Antrag → Schulträger reicht Rechnungen für erbrachte Leistungen beim Bundesland ein → Bundesland ruft Mittel beim Bund ab und zahlt Summe an Schulträger

Digitalpakt Schule 2.0

Im Mai 2024 läuft der Digitalpakt Schule aus. Mittel daraus können noch bis Ende 2025 fließen. In ihrem Koalitionsvertrag hat sich die Ampelkoalition bereits 2021 darauf verständigt, einen Digitalpakt 2.0 umzusetzen. Dieser soll bis 2030 laufen und neben Anschaffungen und Reparatur von Hardware sowie Gerätewartung und Administration „die Entwicklung intelligenter, auch lizenzfreier Lehr- und Lernsoftware sowie die Erstellung von Positivlisten datenschutzkonformer, digitaler Lehr- und Lernmittel“ umfassen. Im Dezember bestätigte die Bundesregierung dieses Vorhaben noch einmal nachdrücklich. Die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern dazu finden aber noch statt – Umfang, Inhalt, Laufzeit und Finanzierung eines zweiten Digitalpaktes sind weiterhin unklar.

  • im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgehalten, Bund und Länder stehen in Verhandlungen dazu

  • geplante Laufzeit: von 2024 bis 2030

  • Entbürokratisierung und Beschleunigung des Mittelabrufs geplant

  • im Koalitionsvertrag anvisierte Ziele: Austausch veralteter Technik, Mittel für Gerätewartung und IT-Administration, Kompetenzzentren für digitales Unterrichten, Plattformen für Open Educational Ressources, digitale Lehr- und Lernmittel und -softwares, Fortbildungsoffensive für Lehrkräfte

Weiterführende Informationen zum Digitalpakt finden Sie auf der Webseite vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Aktuelle Entwicklungen und Statistiken zum Digitalpakt Schule

Seit der Einführung des DigitalPakts Schule hat sich die Landschaft der digitalen Bildung in Deutschland stetig weiterentwickelt. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sind bis zum heutigen Datum über 80% der zur Verfügung gestellten Mittel bewilligt oder abgerufen worden, was auf eine hohe Akzeptanz und Dringlichkeit der Maßnahmen hindeutet.

Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass die Anzahl der digital ausgestatteten Klassenzimmer und Fachräume deutlich zugenommen hat. Viele Schulen haben inzwischen flächendeckendes WLAN, und die Bereitstellung von Tablets und Laptops für Schülerinnen und Schüler ist in vielen Bundesländern keine Seltenheit mehr. In einer aktuellen Umfrage gaben 70% der Lehrkräfte an, digitale Medien regelmäßig im Unterricht einzusetzen – ein Anstieg um 20 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Dennoch gibt es große regionale Unterschiede. Während einige Bundesländer wie Baden-Württemberg und Sachsen bereits umfassende Digitalisierungsstrategien implementiert haben, hinken andere noch hinterher. Diese Disparitäten spiegeln sich auch in den unterschiedlichen digitalen Kompetenzniveaus der Schülerinnen und Schüler wider.

Interessant ist auch die Entwicklung im Bereich der digitalen Lehrpläne und Bildungsressourcen. Fast alle Bundesländer haben mittlerweile Lehrpläne angepasst oder entwickeln diese weiter, um digitale Kompetenzen fest im Curriculum zu verankern. Die Verfügbarkeit von Open Educational Resources (OER) steigt, was Lehrkräften flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichts bietet.

Insgesamt zeigt der Trend, dass die Digitalisierung an Schulen nicht mehr nur eine Ergänzung, sondern eine zentrale Säule moderner Bildung ist. Für eine fundierte Analyse der Fortschritte und der noch bestehenden Herausforderungen bedarf es jedoch kontinuierlicher Evaluation und Anpassung der Förderprogramme und pädagogischen Konzepte.

Wie steht Deutschland im internationaler Vergleich da?

Die Digitalisierung der Bildung ist ein globales Phänomen mit unterschiedlichen Ansätzen und Erfolgsmodellen. Um die Effektivität des DigitalPakts Schule umfassend zu bewerten, lohnt sich ein Blick über die Landesgrenzen hinaus.

Skandinavien: In Ländern wie Finnland und Schweden wird digitale Bildung schon lange großgeschrieben. Finnlands Schulen profitieren von einer hohen Autonomie, was die Integration digitaler Medien betrifft, und legen großen Wert auf die Vermittlung von Kompetenzen wie kritisches Denken und Problemlösung, in denen digitale Werkzeuge eine zentrale Rolle spielen. Schweden hat mit seiner Digitalstrategie für Schulen klare Ziele gesetzt, die nicht nur die technische Ausstattung, sondern auch die pädagogische Nutzung digitaler Medien fördern.

Singapur: Singapur gilt als eines der führenden Länder in der Bildungstechnologie. Hier wird digitales Lernen durch staatlich geförderte Programme unterstützt, die nicht nur die Bereitstellung von Geräten, sondern auch die Entwicklung digitaler Curricula und die Fortbildung der Lehrkräfte umfassen. Durch den gezielten Einsatz von Technologie im Klassenzimmer hat Singapur seine Position in internationalen Bildungsrankings weiter gefestigt.

Estland: Ein besonders interessantes Beispiel ist Estland. Das baltische Land hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine umfassende Digitalisierungsoffensive gestartet. Heute ist Estland führend in E-Government und digitaler Bildung. Bereits in den ersten Klassenstufen wird Programmieren unterrichtet, und digitale Kompetenz ist fest im Lehrplan verankert.

USA: In den Vereinigten Staaten gibt es hingegen eine sehr heterogene Landschaft, mit starken Unterschieden zwischen den einzelnen Staaten und Schulbezirken. Während einige Schuldistrikte mit 1:1-Initiativen, bei denen jedem Schüler ein Gerät zur Verfügung steht, voranschreiten, kämpfen andere mit grundlegenden Herausforderungen wie mangelnder Breitbandverbindung.

Deutschland im Vergleich: Im Vergleich zu diesen Beispielen steht Deutschland vor einzigartigen Herausforderungen, wie der föderalen Bildungsstruktur und Datenschutzbedenken, die eine landesweite einheitliche Implementierung erschweren können. Dennoch bietet der DigitalPakt Schule eine solide Basis, um von diesen internationalen Beispielen zu lernen und die Digitalisierung im Bildungsbereich voranzutreiben. Insbesondere der Aspekt der Lehrerfortbildung und der pädagogisch sinnvollen Integration digitaler Medien in den Unterricht kann von den Erfahrungen dieser Länder profitieren.

Herausforderung Datenschutz und Datensicherheit

Die Digitalisierung in Schulen bringt neben vielen Chancen auch Herausforderungen mit sich, besonders im Bereich Datenschutz und Datensicherheit. Mit der Zunahme digitaler Technologien im Klassenzimmer wächst die Menge sensibler Daten, die online gespeichert und verarbeitet werden – von persönlichen Informationen der Schülerinnen und Schüler bis hin zu Leistungsdaten.

In Deutschland nimmt der Datenschutz einen besonders hohen Stellenwert ein. Der DigitalPakt Schule fordert daher nicht nur die technologische Ausstattung, sondern auch die Einhaltung strikter Datenschutzrichtlinien. Die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) bildet hierbei das rechtliche Rahmenwerk, das Schulen und Bildungseinrichtungen befolgen müssen. Dies beinhaltet unter anderem:

  • Datenschutz durch Technikgestaltung: Schulen müssen dafür Sorge tragen, dass digitale Systeme und Anwendungen so konfiguriert sind, dass sie datenschutzfreundlich agieren (Privacy by Design).
  • Datensparsamkeit: Die Erhebung und Speicherung von Daten muss auf das notwendige Minimum beschränkt werden (Data Minimization).
  • Transparenz: Schülerinnen, Schüler und Eltern müssen darüber informiert werden, welche Daten erhoben werden und zu welchem Zweck (Transparency).
  • Zugriffskontrollen: Es müssen klare Regelungen getroffen werden, wer auf die Daten zugreifen darf und wie diese Zugriffe protokolliert werden (Access Control).

Schulen stehen vor der Aufgabe, sichere IT-Infrastrukturen zu schaffen, die diesen Anforderungen gerecht werden. Dabei müssen sie oft auf externe Dienstleister zurückgreifen, was die Komplexität in Bezug auf Vertragsmanagement und Verantwortlichkeit erhöht.

Zusätzlich zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben setzen viele Schulen auf Aufklärung und Bildung im Bereich Medienkompetenz. Dabei lernen Schülerinnen und Schüler nicht nur den sicheren Umgang mit ihren eigenen Daten, sondern auch, wie sie digitale Medien verantwortungsbewusst nutzen können.

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die Lehrkräfte fortzubilden. Sie müssen nicht nur mit den technischen Aspekten des Datenschutzes vertraut sein, sondern auch pädagogisch darauf vorbereitet werden, dieses Wissen an ihre Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.

Die stetige Weiterentwicklung von Cyber-Sicherheitsmaßnahmen ist ebenfalls ein kritischer Punkt, denn Schulen müssen gegen eine Vielzahl von Risiken gewappnet sein, von Malware bis hin zu Ransomware-Angriffen. Investitionen in sichere Netzwerke, regelmäßige Software-Updates und Backups sind unerlässlich, um die Integrität und Verfügbarkeit der Bildungsinfrastruktur zu gewährleisten.

Datenschutz und Datensicherheit sind somit keine einmaligen Aufgaben, sondern erfordern kontinuierliche Aufmerksamkeit und Anpassung an neue technologische Entwicklungen und Bedrohungsszenarien.