Pressemeldung: Jacobs University Bremen

Ob an Universitäten oder an Schulen – im Zuge der Pandemie ist das E-Learning zur neuen Normalität geworden. Mehr noch als im Präsenzunterricht kommt die Förderung der Kreativität in der digitalen Lehre oftmals zu kurz. Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt unter Leitung der Jacobs University Bremen will das ändern. Es möchte digitale Lösungen entwickeln, mit denen unabhängig vom Studien- und Unterrichtsfach gezielt die Kreativität von Studierenden und anderen Lernenden unterstützt werden kann.

Mit der Digitalisierung und Automatisierung wandeln sich auch die Anforderungen an die Lehre und an die Berufswelt. Weniger die Vermittlung von reinen Fakten, die sich jederzeit im Internet recherchieren lassen, und das Auswendiglernen sind mit Blick auf eine Prüfung gefragt. Wichtiger werden „Soft Skills“, die sich nicht recherchieren oder automatisieren lassen. Sie umfassen etwa die Fähigkeit zum kritischen Denken, zur Kommunikation, zur Zusammenarbeit und eben Kreativität, also die Fähigkeit etwas Neues zu erschaffen.

„Für den beruflichen Erfolg in einer modernen Gesellschaft ist die Kreativität eine Schlüsselkompetenz“, sagt Dr. Christoph Lattemann, Professor für Betriebswirtschaft und Informationsmanagement an der Jacobs University und Leiter des Projekts. „In den Lehrplänen wird dies viel zu wenig berücksichtigt. Wir müssen wieder lernen, kreativ zu sein.“ Lattemann und sein Team um die Psychologin Pia Gebbing und die Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin Xingyue Yang setzen dabei auf das „Design Thinking“, ein Ansatz zur Entwicklung neuer Ideen und Innovationen.

In der Präsenzlehre hat sich dieses Konzept vielfach bewährt. Nun wird es an die Bedingungen der Online-Lehre adaptiert. Dies ist eine Herausforderung, denn die Teamarbeit bleibt online oft auf der Strecke, sie ist aber ein zentrales Element der Methode. Mit welchen Techniken also kann die Kreativität in der digitalen Lehre gefördert werden? Das ist die zentrale Fragestellung in dem Projekt. Zum Einsatz kommt etwa ein virtuelles Whiteboard zum Austausch von Ideen, sowie eine Auswahl an Kreativmethoden, die sich den verschiedenen Phasen des Design Thinking zuordnen lassen.

Erprobt und weiterentwickelt wird das digitale Kreativkonzept in Seminaren mit Studierenden an der Jacobs University. Der Ansatz beschränkt sich jedoch nicht auf den akademischen Raum. Eingebunden sind etwa auch eine Schule in Bremen sowie Unternehmen aus der Hansestadt und aus dem Umfeld der Partnerinstitutionen. Zu ihnen zählen die Technische Universität Braunschweig und die Universität Agder in Norwegen. Finanziert wird das Vorhaben von der Jacobs Foundation im Rahmen der gemeinsamen Initiative „B3 – Bildung Beyond Boundaries“. Die „Bildung Beyond Boundaries“ (B³) ist eine gemeinsame Initiative der Jacobs Foundation und der Jacobs University Bremen, die innovative und radikale Ideen in der Hochschulbildung unterstützt. Im Zuge der Challenge hat die Jacobs Foundation neun Forschungsprojekte mit einer Gesamtsumme von bis zu 1,3 Mio. Euro (1,5 Mio. Schweizer Franken) finanziert.

Mitte kommenden Jahres wird das Projekt abgeschlossen sein. Das Team um Professor Lattemann will dann ein Konzept mit Techniken und Methoden zur Förderung der Kreativität in einer virtuellen Lernwelt vorlegen. „Ob Lehrende an der Universität oder an der Schule, ob Studierende oder Schülerinnen und Schüler: Alle können lernen, kreativer zu sein“, ist Lattemann überzeugt.