Pressemeldung: Universität Passau

Das Unterrichtskonzept Flipped Classroom ist mehr als eine Abwechslung zum traditionellen Unterricht – es ermöglicht gerade in Corona-Zeiten tatsächlich ein besseres Lernen. Zu diesem Ergebnis kommt die Passauer Pädagogin Dr. Marlene Wagner im Rahmen ihrer Dissertation, in der sie die Wirksamkeit des Flipped-Classroom-Konzepts auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe wissenschaftlich untersucht. Der englischsprachige Artikel zu ihrer Arbeit unter der Betreuung von Prof. Dr. Detlef Urhahne ist in der angesehenen „Zeitschrift für Pädagogische Psychologie“ erschienen.

„Die Corona-Pandemie hat einschneidende Veränderungen im Bildungssystem erforderlich gemacht, um die Ausbildung der jungen Generation nach wie vor zu garantieren“, erläutert die Forscherin. So setzten viele Schulen, aber auch Universitäten heutzutage auf eine enge Verzahnung von Präsenz- und Distanzlehre.

Flipped Classroom („umgedrehter Klassenraum“) ist ein Unterrichtskonzept, welches in Zeiten von Corona zur Sicherstellung der Lehre herangezogen werden kann. Mithilfe von Erklärvideos eignen sich Lernende von zuhause aus neue Wissensinhalte an, die in Präsenzphasen durch passende Lernaufgaben vertieft behandelt werden. In einer Metaanalyse hat Wagner den Stand der Forschung zum Unterrichtskonzept Flipped Classroom quantitativ zusammengefasst und neu bewertet. Ihre Ergebnisse bestätigten die Wirksamkeit des Flipped-Classroom-Konzepts für ein besseres Lernen im Vergleich zum traditionellen Unterricht.

Wagners Metaanalyse erreichte innerhalb kurzer Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad. So wurde das Forschungsteam von dem renommierten neuseeländischen Bildungsforscher John Hattie kontaktiert, der in seinem wegweisenden Buch „Visible Learning“ eine Rangliste verschiedener Einflussfaktoren auf den schulischen Lernerfolg entwickelte, welche er basierend auf neueren Studien immer wieder aktualisiert. Des Weiteren wurde die Metaanalyse vom Clearing House Unterricht der technischen Universität München (TUM) aufgegriffen, welches das Ziel verfolgt, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu effektivem Unterricht in der Sekundarstufe zusammenzufassen und für die Lehrerbildung zielgruppengerecht aufzubereiten. Zudem fand die Metaanalyse zu Flipped Classroom in der 5. Ad-Hoc-Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie („Für ein krisenresistentes Bildungssystem“) der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Erwähnung. In der Schrift werden von Expertinnen und Experten der Bildungsforschung Maßnahmen aufgezeigt, die geeignet sind, das bestehende Bildungssystem unter Krisenbedingungen widerstandsfähiger und flexibler zu machen.

Über die Autorin und den Autor

Dr. Marlene Wagner hat an der Universität Salzburg Lehramt Gymnasium (Englisch, Psychologie & Philosophie) studiert. Seit 2017 arbeitete sie an der Professur für Pädagogische Psychologie der Universität Passau zum Thema „Effectiveness of Flipped Classroom Instruction in Secondary Education“. Ihre Promotion hat sie am 25.08.2020 mit der Disputation ihrer Arbeit erfolgreich abgeschlossen. Seit September 2020 ist Frau Dr. Wagner als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschafts- und Berufspädagogik der Johannes-Kepler-Universität Linz tätig.

Prof. Dr. Detlef Urhahne hat an der Universität Bielefeld Betriebswirtschaftslehre und Psychologie studiert. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) an der Universität Kiel tätig, wo er im Jahr 2001 promoviert wurde. Im Jahr 2008 folgte die Habilitation für Pädagogische Psychologie und Empirische Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach zwei Vertretungsprofessuren an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg folgte er 2013 dem Ruf an die Universität Passau als Professor für Pädagogische Psychologie.

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